TRON: Ares

TRON: Ares
tron-ares-poster-3840x1080-22060-1024x288 TRON: Ares

Nach einigen Wochen ohne Kino, der letzte Besuch war tatsächlich am 7. Oktober um die Neuverfilmung von Momo zu sehen, war ich nun gestern Abend endlich wieder im Lichtspielhaus meines Vertrauens und habe TRON: Ares im IMAX gesehen. Leider nicht in 3D, was dem Ganzen wohl noch mal mehr Punch gegeben hätte, nach allem, was ich bisher so gehört habe, aber es ging nun mal nicht anders, sei es drum.

Fürs Kino gemacht

Filme sind fürs Kino gemacht und das trifft auf TRON: Ares noch mal mehr zu, denn schon in den ersten Minuten zeigt der Film beeindruckend, dass er visuell viel vorhat. Das Art-Design knallt richtig rein und schon im Intro dachte ich, schade, dass ich das nicht in 3D sehen kann. Ich muss hier auch einfach noch mal eine Lanze für 3D im allgemeinen, vor allem aber IMAX 3D brechen. Denn was ich an 3D einfach liebe ist die Tiefenwirkung, die wenn es gut gemacht wird, erzeugt werden kann und dem ganzen Bild einfach Raum gibt. Nun muss ich sagen, dass ich das Real3D im Kino auch nicht mag. Der Effekt ist oft nur mäßig, das Bild wird durch die Brillen deutlich dunkler und es hängt stark an den Projektoren, wie sauber das Bild überhaupt dargestellt wird. Im IMAX hingegen, ist das 3D nicht nur deutlich intensiver, sondern auch schärfer, sofern man den Kopf gerande hält. Auch die Abdunklung fällt geringer aus, wenngleich die Folien nunmal etwas Licht schlucken. Aber wer noch nie einen guten 3D Film wie z.B. Avatar im IMAX gesehen hat, hat dann was verpasst. Ausgenommen natürlich all die Menschen, die generell ein Problem damit haben 3D zu sehen.

Aber IMAX ist ja eben nicht nur 3D sondern vor allem das große Bildformat und der krasse Sound. Die Bildhöhe, Schärfe, die Weite sorgen einfach dafür, dass man regelrecht hineingesogen wird, zumindest wenn man wie ich so sitzt, dass das komplette Sichtfeld durch die Leinwand ausgefüllt wird. Mehr Bild ist eben immer besser und das merkt man auch bei TRON: Ares. Vorallem in den Totalen, aber auch in den schnellen Szenen, wie die Light–Cycle- und Motorrad-Verfolgungen. Sie sehen einfach nur gut aus und nicht nur weil sie spektakulär inszeniert sind, sondern weil spürbar auch ein hoher Anteil realer Dreharbeit dahinter steckt. In Interviews und Behind the Scenes-Berichten wurde gesagt, dass viele Sequenzen mit echten Motorrädern, Rigs und Lichtquellen gedreht wurden, bevor dann VFX ergänzt wurden und das merkt man einfach.

Die Kameraarbeit von Jeff Cronenweth unterstützt das Ganze mit einer bewussten Mischung aus großen Übersichten und viel Dynamik. Harte Schnitte wechseln sich mit langen Einstellungen ab und geben den Actionsequenzen Raum zur Entfaltung. Besonders in den besagten Motorrad-Szenen spürt man das Gewicht von physischer Bewegung.

Der Ton macht die Musik

Ein weterer herausragender Aspekt war für mich der Sound von Nine Inch Nails. Er bringt die Szenen auf ein anderes Level. Druckvoll, industriell und dennoch melodiös genug, um nicht nur im Hintergrund zu klimpern, sondern Teil der Stimmung zu sein. Auch hier kann ich noch mal ein Loblied auf das Kino und vor allme IMAX singen, denn durch die fetten Bässe im Kino spürt man jeden Beat wie einen Puls und das in jeder Sequenz. Dazu das durchdringende Sounddesign, das immer auf die 12 ist. Also wenn Türen geknallt, Motorn gestartet, Lichtklingen geschwungen oder Fahrzeuge durch die reale und digitale Landschaft gejagt werden, macht das einfach spaß. Sound und Musik sind hier nicht nur Beiwerk, sondern wie auch schon in TRON und TRON: Legacy ein wichtiger Aspekt, der aktiv zur Steuerung der Atmosphäre beiträgt. Und darum sollte man sich diesen Film auch im Kino anschauen, denn keine, noch so gute Heimkino Anlage, wird dieses Erlebnis auf diesem Level imitieren können.

Die Geschichte ist eher nebnsächlich

Vom narrativen Standpunkt aus gesehen verfolgt der Film keine überbordend komplexe Story, sondern fast schon eher die klassische Heldenreise und das ist völlig in Ordnung. Er greift die Prämisse des Tron-Universums auf, erweitert sie etwas und bewegt sich sauber im etablierten Rahmen. Von außen betrachtet hat er natürlich einige Logiklöcher, die aber innerhalb der Reihe teilweise schon etabliert waren oder einfach hingenommen werden müssen, weil es nun mal hier so funktioniert. Dadurch bleibt natürlich vieles eher schlicht, die Figuren folgen eher typischen Mustern und es gibt eine recht klare Gut gegen Böse Geschichte, wobei eben diese recht gut durch die Figur Ares selbst aufgebrochen wird. Letztendlich will der Film ja primär nur unterhalten und nicht ein philosophisches Meisterwerk sein. Wer das Franchise mag, wird hier immerhin spürbar weitergeführt und man bekommt das Gefühl, dass da etwas gewachsen ist und nicht einfach nur recycled wird.

Der Cast

Im Zentrum steht Jared Leto als künstliche Entität Ares, eine Figur, die gerade auf der Schwelle ihrer nächsten Entwicklungsstufe steht. Für Leto ist es quasi keine Herausforderung, eine Figur zu spielen, die quasi kaum emotionale Regungen zeigt. Gerade für seine zurückgenommene Mimik und Präsenz, finde ich die die Rolle sehr passend gecastet. Natürlich ist Leto kein unbeschriebenes Blatt, er steht regelmäßig in der Kritik, weil er Figuren wie Morbius oder den Joker in Suicide Squad im Alleingang zerstört haben soll. Ich sehe das etwas differenzierter, da eine Person allein nicht viel dafür kann, wie eine Figur geschrieben oder angelegt ist.

Neben ihm bietet das Ensemble aber ebenfalls solide bis gute Arbeit. Greta Lee als Encom Chefin Eve Kim bringt emotionale Tiefe mit und wird schnell von der Damsel in Distress zur zweiten Protagonistin des Films. Evan Peters als Julian Dillinger und Erbe der Dillinger Corporation ist ein glasklarer Anthagonist, der skrupelllos über Leichen geht. Er spielt den typischen verwöhten reichen Sohn, der auch noch viel auf dem Kasten hat, quasi so ein böser Bruce Wayne. Er bringt aber in all seinen Szenen die nötige Energie passend rüber.

Auch Jodie Turner-Smith, die man bisher eher aus kleineren Nebenrollene kennen dürfte, hat mit ihrer stoischen und agressiven Darbietung der Sicherheits-Software Athena überzeugen können. Ist sie zu Beginn des Films eher eine Figur aus der zweiten Reihe, entwickelt sich ihre Figur schnell und organisch zu einer der wichtigsten im Film und diese Rolle füllt Turner-Smith hervorragend und überzeugend aus.

Ebenfalls mit von der Partie ist Gillian Anderson, die den älteren unter uns sicher sofort als Dana Scully in Erinnerung kommen wird, aber auch in der Netflix Serie Sex Education dürfte die grandiose Schauspielerin für ein junges Publikum an Bekanntheit gewonnen haben. Hier spielt sie eine eher untergordnete Nebenrolle, als die Mutter von Julian Dillinger. Wenn sie Screentime hat, besticht sie mit Präsenz, bekommt aber leider viel zu wenig zu tun.

Und zuletzt darf natürlich Jeff Bridges nicht fehlen, auch wenn er nur mit einem recht kurzen Auftritt wieder mit mischt. Er schlüpft hier wieder in die Rolle des Kevin Fylnn, die er schon in den ersten beiden Teilen verkörpert hat. Als reine digitale Reminiszen setzt er einen eleganten und nostalgischen Ankerpunkt zum ursprünglichen Film aus den 1980er Jahren und verleiht seiner Figur einen wohl letzten und würdigen Abschluss.

Regisseur Joachim Rønning, der zum Beispiel auch schon für den letzten Fluch der Karibik Film oder Maleficent 2 verantwortlich war, leitet das Ganze Projekt mit spürbarem Fokus. Er bedient nicht nur Effekte, sondern achtet auch darauf, dass seine Figuren im Rhythmus des Films genug Raum bekommen, das schafft aus meiner Sicht einen guten Mittelweg zwischen Spektakel und Geschichte.

End of Life?

TRON: Ares wird von manchem Kritiker, gerade hier zu Lande, relativ hart zerissen und die Einspielergebnisse dürften für Disney bistlang sehr enttäuschend sein. Mit Weltweit rund 124 Millionen US-Dollar an Einspielergebnis, ist der Film bisher ein finanzieller Flop. Die Produktionskosten beliefen sich laut Insiderangaben auf rund 220 Millionen US-Dollar, hinzu kommt auch noch das Marketingbudget womit sich die Gesamtkosten auf über 347 Millionen US-Dollar belaufen. Das ist wohl kaum noch zu retten und wirklich schaden. Denn ich habe keinen Grund dafür gesehen den Film irgendwie großartig schlecht zu bewerten. Ja, er setzt keine neuen Maßstäbe was das Storytelling angehtund bleibt narrativ im bekannten Rahmen. Aber mehr möchte der Film auch nicht. Was er hingegen hervorragend macht ist genua diese Rolle zu erfüllen. Sein Versprechen als Popcorn-Kino-Event, als großes Leinwand-Erlebnis, als visueller Schlag auf die Fresse, gelingt in eigentlich jeder Sekunde. Viele Kritikpunkte scheinen mir stark an den Haaren herbei gezogen bzw. von zu hohen oder gar falschen Erwartungen gespeist zu sein. Vielleicht ist der Film auch einfach gefloppt, weil es allgemein eine Aversion gegen Jared Leto zu geben scheint, ich kann es nicht sagen. Fraglich bleibt es einfach, ob der Teaser in der Mid-Credit-Scene nun einfach verpufft oder ob Disney sich trotz des Verlustes traut, die Geschichte von weiter zu erzählen, denn dafür hat TRON: Ares einige kleine Grundsteine gut platziert.

In meinen Augen ist TRON: Ares ein echtes Action-Highlight dieses Jahr und bietet einige der besten Action-Sequenzen an, die ich in letzter Zeit in einem Blockbuster gesehen habe. Die Bildsprache ist stark, der Sound drückt, das Ensemble liefert und die Produktion wirkt insgesamt qualitativ hochwertig. Hinzu kommen tolle Anspielen und Hommagen an sowohl den 1982er als auch den 2010er Film und ein Ende, das sowohl als Abschluss der Reihe, als auch als Öffnung für einen vierten Teil dienen kann. Klar ist der Film nicht perfekt, aber er hat mich rund zwei Stunden gut unterhalten und mit Spannung in den Kinosessel gepresst.

Wer es noch kann, sollte sich den Film wirklich im Kino ansehen, bei den Einspielergbenissen würde es mich aber nicht wundern, wenn er bald auch schon auf Disney+ verfügbar ist. Was ist eure Meinung zum Film? Habt ihr ihn schon gesehen oder habt ihr nun Lust bekommen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.