How I Met Your Mother – mehr als nur eine Sitcom

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Ich gehöre ja zu einer Generation, die mehr oder weniger vor der „nur“ Glotze groß geworden ist. Zumindest kann man viele Menschen in meinem Altersbereich (noch nicht 40, aber nah dran) auf gewisse Serien ansprechen, und ich würde behaupten, ein Großteil kennt sie und hat sogar Erinnerungen, die manchmal nur durch das Erklingen einer Melodie oder eines Zitats getriggert werden. Sei es das „I’ll be there for you“ von The Rembrandts, das sofort Erinnerungen an Friends hervorruft. Die Serie startete zwar bereits 1996 auf Sat.1, ich habe sie aber erst mit dem Umzug zu Pro7 im Jahr 2003 bewusst wahrgenommen. Ich war also gerade um die 17 Jahre alt, eine Zeit, in der ich gerade auch im richtigen Alter war, zwischen den Zeilen zu lesen. Als dann die dicke lila DVD-Box erhältlich war und ich sie bei einem der vielen Karstadt Ausverkäufe sehr günstig ergattern konnte, habe ich die Serie zwei mal hintereinander durch geschaut. Einmal auf deutsch, dann im O-Ton. Friends war so etwas wie die Einstiegsdroge für mich und prägte mich in gewisser Weise, so träume ich bis heute von Chandlers (✝Matthew Perry) und Joeys (Matt LeBlanc) Sesseln und frage mich immer wieder, warum Rachel (Jennifer Aniston) ständig so kalt war.

Im selben selben Jahr bekam ich in Form von Scrubs quasi die doppelte Dosis, einen Cocktail an Sitcom bzw. Dramedy, die mich richtig tief rein zog und begeisterte. Schnell wechselte ich bei Scrubs auf den englischen O-Ton, da die Deutschen hier zu Beginn sogar über zwei Jahren hinter den Amerikanern her hinkten. Auch Scrubs war etwas ganz besonderes und eigenes, prägte meinen Humor und manch Zitat oder gar ganze Szene schwirrt noch heute in meinem Kopf herum bzw. wird durch irgend etwas getriggert. Bis einshcließlich Staffel 7 war Scrubs quasi ein Meisterwerk, aber auch darum soll es hier und heute nicht gehen.

Im Jahr 2007 startete mit The Big Bang Theory (TBBT) eine weitere Serie, die mich vor allem durch meine Ausbildung und die ersten Jahre meines Berufslebens führte. Sie traf nicht nur meinen Humor, sondern beschrieb sogar irgendwie einen Teil meines eigenen Lebens und wurde regelrecht zum popkulturellen Phänomen. TBBT machte Nerdsein zum ersten Mal irgendwie auch sexy. Irgendwo zwischen FriendsScrubs und TBBT startete auch noch eine wahre Perle der seriellen Abendunterhaltung. Genauer gesagt, im Herbst 2005, als die erste Folge von How I Met Your Mother (HIMYM) in den USA ausgestrahlt wurde. Ich war sofort Feuer und Flamme. Noch bevor die Serie in Deutschland überhaupt ein Thema wurde, habe ich mir die ersten Folgen besorgt und im Original geschaut. Über Jahre hinweg habe ich mit Ted Mosby (Josh Radnor), Marshall Eriksen (Jason Segel), Lily Aldrin (Alyson Hannigan), Barney Stinson (Neil Patrick Harris) und Robin Scherbatsky (Cobie Smulders) mitgefiebert, gelitten und gelacht.

Vorallem nachdem Friends und auch Scrubs schon beendet waren und TBBT sich nach der dritten Staffel auch ziemlich von dem weg entwickelte, was die Serie für mich einst so unterhaltsam gemacht hat, war HIMYM irgendwie so was wie ein wohliger Heimathafen und ist das auch fast bis ganz zum Schuluss geblieben.

Eine Sitcom, die mehr war als nur eine Serie

Für diejenigen, die so gar nicht wissen, worum es bei How I Met Your Mother eigentlich ging, hier eine kurze Zusammenfassung: Im Kern wurde in der Serie die Geschichte eines jungen Architekten erzählt, der seinen Kindern im Jahr 2030 in epischer Länge berichtet, wie er ihre Mutter kennenlernte. Doch eigentlich ging es um viel mehr, nämlich um Freundschaft, das Erwachsenwerden in einer Großstadt, kleine und große Sehnsüchte – und das alles verpackt in clevere Rückblenden, Running Gags und eine originelle Erzählstruktur, die bis heute ihresgleichen sucht.

Im Mittelpunkt steht eine eingeschworene Clique: Ted, der hoffnungslose Romantiker; Marshall, Teds bester Freund seit Collegezeiten, der bodenständige und herzensgute Jurist; Lily, Marshalls große Liebe und angehende Kindergärtnerin sowie ambitionierte Künstlerin; Robin, eine kanadische Nachrichtensprecherin mit Bindungsängsten und einem Faible für Whiskey und Waffen; und nicht zuletzt Barney Stinson, der charismatische Lebemann und Anzugträger, dessen Lebensmotto „Suit up!“ und dessen Liebesleben legen… wait for it …dary sind.

Ted, Marshall und Lily kennen sich bereits aus der Collegezeit und leben zu Beginn der Serie zusammen in einem Apartment in der Upper West Side von Manhattan. Dieses Apartment bleibt ein zentraler Schauplatz der Serie, ebenso wie das MacLaren’s Pub direkt unterhalb – ihr täglicher Treffpunkt, Wohnzimmerersatz, Bühne für zahllose Erinnerungen und der Ort, an dem das Trio auch Barney und Robin kennenlernt.

Ikonisch für die Serie und auch die Gruppe waren immer wiederkehrende Rituale, so gehörte etwa die „Intervention“, ein liebevoll inszeniertes Treffen, bei dem die Freunde ein Mitglied der Clique mit einem großen roten „Intervention!“-Banner auf ein problematisches oder nerviges Verhalten aufmerksam machen, bevor es außer Kontrolle gerät. Ebenso unvergessen bleibt Marshalls und Lilys spontane Hochzeit im kleinen Kreis, mitten auf der Straße, als das eigentliche Event wegen eines Zwischenfalls ins Wasser fällt. Das blaue Horn ist ein bleibendes Motiv durch die gesamte Serie. Nach ihrem ersten Date mit Ted erwähnt Robin, dass sie das blaue französische Horn, das in dem Restaurant an der Wand hing, in dem die beiden gewesen sind, sehr schön findet. Ted stiehlt daraufhin das Horn für sie und seitdem tauchte es immer wieder auf. Genauso wie der gelbe Regenschirm, der als Hinweis auf die, lange Zeit unbekannte Mutter, immer wieder mehr oder weniger offensichtlich drapiert wurde. So wurde aus klassischem foreshadowing schon fast eine etwas magisches.

Immer wiederkehrende Orte wie das Apartment, Robins spätere Wohnung und natürlich das MacLaren’s Pub tragen zur heimeligen und wohligen Atmosphäre der Serie bei. Hier entstehen tiefe Gespräche, waghalsige Pläne und viele der besten Running Gags – sei es der berühmte „Slap Bet“ zwischen Marshall und Barney oder Barneys endlose Versuche, Frauen mit ausgeklügelten, oft völlig absurden Maschen aufzureißen.

Die melancholische Seite von HIMYM

Was How I Met Your Mother für mich immer besonders gemacht hat, war nicht nur der Humor, sondern auch die Fähigkeit, ernste und traurige Töne glaubwürdig einzubauen. Die Serie war nie bloß eine Aneinanderreihung von Gags, sondern hat sich immer wieder Zeit genommen für echte Emotionen, für Abschiede, Trennungen und Verluste. Die Beziehung zwischen Ted und Robin, die nie so richtig funktionieren wollte, Marshalls und Lilys Trennung in Staffel 1, Barneys gescheiterte Versuche, sich zu binden, oder der Tod von Marshalls Vater – das alles hat mich beim Zusehen oft mehr berührt, als ich es bei einer Sitcom erwartet hätte.

Wir dürfen aber auch das Finale nicht außer Acht lassen, denn gerade dieses bleibt mir bis heute in Erinnerung – leider nicht nur im positiven Sinne. Nach neun Staffeln, in denen der gelbe Regenschirm immer wieder als Symbol für die große Liebe aufgebaut wurde, fühlte sich das Ende für mich nicht rund an. Die Mutter, Tracy (Cristin Milioti), wurde erst spät eingeführt und dann überraschend schnell aus der Geschichte geschrieben. Ted kehrt am Ende doch zu Robin zurück – ein Twist, der nicht nur für mich die emotionale Reise der Serie ein Stück weit entwertet hat. Zudem hätte das ganze deutlich abgefedert werden können, hätte man eine Szene aus dem Serien-Finale nicht entfernt. Die Enttäuschung war bei mir damals so groß, dass ich das Ende richtig verteufelt habe, gerade weil die Serie so lange, so viel richtig gemacht hat und dann im entscheidenden Moment einen, aus meiner Sicht, falschen Haken schlug.

Auch wenn die Serienschöpfer immer beteuerten, dass das von Anfang an der Plan gewesen sei, war dies für mich keine Beschwichtigung. Im Finale sieht man, wie zu Beginn vieler Folgen, Teds Kinder, denen der ältere Ted aus seiner Vergangenheit erzählt. Diese Szene wurde schon sehr früh, im Jahr 2006, während der Dreharbeiten zur Staffel zwei eingefangen, da die Darsteller sonst zu alt gewesen wären. Das Ende war also wirklich von Anfang an geplant, der Weg dorthin und die Länge der Serie, waren aber noch ungewiss. Über die Laufzeit und vor allem auch das Momentum bei den Fans hätte man sich meiner Meinung nach aber noch mal Gedanken machen müssen, ob man daran wirklich hätte festhalten will oder zumindest die zuvor angesprochene gelöschte Szene in der Serie lässt, denn die Kritik auf das Ende war und ist bis heute global sehr groß. Im Grunde genommen hätte man die Serie sowieso einfach im Regen, unter dem gelben Schirm in Farhampton enden lassen sollen. Ich habe mich aber damit abgefunden, denn nichts im Leben ist nun mal perfekt.

How I Met Your Mother war weit mehr als eine simple Sitcom – es war das Porträt einer Generation auf der Suche nach Liebe, Glück und einem Platz im Leben, immer zwischen großen Träumen und kleinen Alltagskatastrophen.

Popkultur und Literatur

Die Serie lieferte für eine Generation eine ganze Lebensphilosophie und wurde für viele, mich eingeschlossen, zu einer Art Kompass in einer Zeit zwischen Studium, ersten Jobs und WG-Partys. „Nothing good happens after 2 a.m.“, die berüchtigten Slap Bets, Robins geheimes kanadisches Teenie-Pop-Star-Doppelleben als „Robin Sparkles“ – das alles wurde Teil einer eigenen Sprache. Selbst die absurden Lebensweisheiten von Barney, der „Bro Code“, Teds ewige Suche und Marshalls kindliche Begeisterung – man erkannte sich irgendwo immer wieder. Auch der bereits angesprochene gelbe Regenschirm ist, ähnlich wie das blaue Horn, zu einer kleinen Ikone geworden. Zumindest unter Fans denkt wohl jeder unweigerlich an HIMYM und für was er stand – ein Symbol der Hoffnung auf die große Liebe.

Der Erfolg zeigte sich nicht nur an den Einschaltquoten und den über 30 Ländern, sondern auch an den Preisen. HIMYM wurde mit neun Emmys ausgezeichnet und ist bis heute ein Dauerbrenner auf Streaming-Plattformen. Kaum eine Sitcom hat sich so tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Der bereits angesprochene „Bro Code“ und auch das „Playbook“ waren ursprünglich absurde Ansammlungen von Verhaltensregeln für Männerfreundschaften und Anmachmaschen von Barney, die in der Serie immer wieder ihren Platz fanden. Später wurden beide tatsächlich als Bücher veröffentlicht, die man auch heute noch kaufen kann, wenn man denn möchte. Ich muss gestehen, das „Playbook“ habe ich mir damals spaßeshalber mal gekauft und fand es durchaus auch unterhaltsam, aber ich habe es Jahre später über Kleinanzeigen wieder verkauft, weil es mir dann doch etwas zu albern war und ich vor allem auch Platz im Bücherregal schaffen musste.

Was im Kopf hängen bleibt

Was mich bis heute an How I Met Your Mother fasziniert, ist, wie sehr sich bestimmte Szenen, Lieder oder Running Gags in mein Alltagsgedächtnis eingebrannt haben. Es gibt Momente, da reicht schon ein Song im Radio oder ein beiläufiger Spruch, und sofort läuft im Kopf ein kleiner HIMYM-Film ab.

Allen voran natürlich „I’m Gonna Be (500 Miles) von The Proclaimers. Kaum irgendwo sonst wurde ein Lied so gekonnt zum Running Gag gemacht wie in der legendären Roadtrip-Folge „Arrivederci, Fiero“ (S02E17). Marshall und Ted sind stundenlang mit Marshalls alter Klapperkiste unterwegs, und das einzige Lied, das der Kassettenspieler noch abspielt, ist eben dieser Song – in Endlosschleife. Erst ist es ein Spaß, dann nervt es alle, am Ende wird es wieder zur Hymne. Bis heute muss ich jedes Mal grinsen, wenn ich „I’m Gonna Be (500 Miles)“ irgendwo höre, weil ich sofort an die Szene denke, wie Marshall und Ted lauthals mitsingen, während Barney irgendwann fast durchdreht. Das Lied ist für mich untrennbar mit dem Gefühl von Freundschaft, Roadtrips und diesen kleinen, absurden Ritualen verbunden, die man mit seinen Leuten teilt.

Aber es sind nicht nur die großen Songs. Auch andere musikalische Momente tauchen immer wieder unwillkürlich aus den Tiefen meines Hirns im Alltag auf. So muss ich immer wieder an die Songs von Robin Sparkles wie „Let’s Go to the Mall“ oder auch „Two Beavers Are Better Than One“ denken. Letzterer war damals sogar ein Duett mit ihrer besten Freundin Jessica Glitter, die von Nicole Scherzinger gespielt wurde. Auch das melancholische „The Funeral“ von Band of Horses, das im Auftakt von Staffel Acht als musikalischer Vorbote für Teds erste Begegnung mit der Tracy dient und der damit verbundene Ausdruck „Lebenslangerschicksalsschatz“ (lebenslanger Schatz des Schicksals), sind unweigerlich in mein Hirn eingebrannt.

Dazu kommen zahllose kleine Dinge, wie die Bezeichnung „The One“ wenn es eben um die eine, wahre Liebe geht, das Wort „Intervention!“ das eine Zeitlang in meinem Freundeskreis Einzug fand, wann auch immer man meinte irgendwo gegen Steuern zu müssen oder die vielen Unsinnigkeiten von Barney, wie seine Regel „Neu ist immer Besser“, was seine älteste und somit beste Regel ist. All das sind kleine und große Erinnerungsanker, die HIMYM über Jahre hinweg in meinen Alltag gestreut hat und bis heute immer wieder kleine Nostalgie-Schübe auslösen.

How I Met Your Father

Nach dem Ende von HIMYM im März 2014 war klar, dass ein Spin-off kommen sollte. Die Erwartungen an How I Met Your Father (HIMYF), so schon der Arbeitstitel im November 2013, waren entsprechend groß – vielleicht zu groß, wie sich inzwischen gezeigt hat. Ich habe der Serie, die letztendlich neun Jahre später, im Jahr 2022, an den Start ging, eine echte Chance gegeben, beide Staffeln komplett angeschaut und immer wieder gehofft, dass der Funke überspringt. Doch am Ende bleibt vor allem eins: Ernüchterung.

Die Gruppe – Zweckgemeinschaft statt gefundene Familie

Wo bei HIMYM die Freundesgruppe über Jahre gewachsen ist, wirkt die Clique um Sophie (Hilary Duff), Valentina (Francia Raisa), Jesse (Chris Lowell), Sid (Suraj Sharma), Charlie (Tom Ainsley) und Ellen (Tien Tran) wie ein schnell zusammengestelltes Sitcom-Best-of.Die Gruppe um Sophie ist einfach ein schnell, nach aktuellen Diversitätsmaßstäben zusammengestellter Haufen. Sophie und Valentina sind WG-Partnerinnen, Jesse und Sid befreundete Barkeeper, Charlie ist Valentinas Liebhaber, und Ellen kommt als Sids Schwester dazu. Die Pilotfolge zwingt die Gruppe binnen Minuten in eine gemeinsame Hochzeitsfeier und behauptet sofort tiefe Verbundenheit untereinander. Die Figuren wirken jedoch einfach nur wie Marionetten, nicht wie Menschen.

Es fehlt an Hintergrund und Entwicklung, in HIMYM waren wir immer dabei und nahmen uns Zeit, wie Ted und Marshall sich kennengelernt haben, warum Barney dazugehört und wie Liebesgeschichten in Freundschaften hineinspielen. Bei HIMYF sind die Verbindungen hingegen nur Behauptung, und die Chemie zwischen den Charakteren am Ende nur selten spürbar. Hinzu kommt das teilweise schlechte Schauspiel, das durch extremes Overacting glänzt und mehr an eine Sketch-Show erinnert, die alles sowieso nur überzeichnet darstellen will oder gar kann.

Humor und Storytelling – Altbekanntes, aber ohne Seele

Die Witze in HIMYF orientieren sich auffallend häufig am Stil des Originals, erreichen aber selten dessen Klasse. Viele Gags wirken wie ein „How I Met Your Mother für TikTok“, komplett mit popkulturellen Verweisen, die eher laut als clever sind. Die Running Gags – z.B. die Frage, wer „der Vater“ ist – bekommen keine Zeit zu wachsen, sondern werden dem Zuschauer direkt vor die Füße geworfen. Das „Playbook“ hatte in HIMYM die Zeit, sich als Running Gag in die Serie einzubrennen, doch HIMYF fehlt diese Geduld, um etwas etablieren zu können. Zugegebner Maßen hatte HIMYM natürlich auch deutlich mehr Zeit etwas aufzbauen, doch man merkte schon bei der ersten Staffel, wie viele Brotkrumen hier sinnvoll und mit Bedacht gelegt wurden.

Auch beim Storytelling wird deutlich, dass das Spin-off lieber auf Nummer sicher geht. Während HIMYM durch seine verschachtelte Erzählweise, Zeitsprünge, unzuverlässigen Erzähler und gewitzte Vorausdeutungen lebte (legendär etwa die Folge „The Pineapple Incident“), bekommt HIMYF keinen eigenen erzählerischen Rhythmus. Die Rahmenhandlung bleibt blass, und Kim Cattrall als ältere Sophie kann trotz aller Erfahrung die Uninspiriertheit der Autoren letztendlich nicht ausgleichen.

Ein wesentlicher Aspekt, der den Qualitätsunterschied zwischen How I Met Your Mother und How I Met Your Father erklären könnte, ist der Wechsel hinter der Kamera. Während HIMYM von den Serienschöpfern Carter Bays und Craig Thomas entwickelt und über Jahre hinweg als Showrunner und Hauptautoren geprägt wurde, lag die kreative Leitung bei HIMYF bei Isaac Aptaker und Elizabeth Berger. Bays und Thomas waren beim Spin-off zwar noch als Executive Producer beteiligt, hatten aber keine zentrale Rolle mehr im täglichen kreativen Prozess.

So wurde z.B. ein Element der ursprünglichen Autoren, das Spiel mit unzuverlässigen Erinnerungen, das für viele der besten Comedy-Momente im Original sorgte, im Spin-off quasi nicht mehr genutzt. Die neue kreative Führung konnte dem Format zwar vereinzelt frische Impulse geben, doch die Seele des Originals, der aus der engen Zusammenarbeit und der langjährigen Vision von Bays und Thomas entstand, ging verloren.

Von Nichts kommt nichts

Was HIMYM so besonders machte, war, dass jede Beziehung und jede Trennung Konsequenzen in der Gruppendynamik hatten. Ted und Robin, Marshall und Lily, Barneys außen vor sein – das alles entwickelte sich schmerzhaft, lustig und nachvollziehbar über Jahre hinweg. Bei HIMYF wirken Beziehungen, etwa zwischen Sophie und Jesse, konstruiert. Man setzt auf große Gesten, Musikmontagen und Tinder-Gags, aber es fehlt die Tiefe.

Ein besonders deutliches Beispiel ist Sophies Beziehung zu Robert in Staffel 2. Die Story erinnert stark an Robins Beziehung zu älteren Männern wie dem Captain in HIMYM: Auch hier geht es um das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Lebensentwürfe und die Unsicherheiten, die daraus entstehen. Während HIMYM sich jedoch Zeit nahm, die Dynamik zwischen Robin und dem Captain vielschichtig und glaubwürdig zu erzählen, bleibt Sophies Beziehung zu Robert in HIMYF eher oberflächlich und dient vor allem als kurzer erzählerischer Umweg. Die emotionale Tiefe und die nachhaltige Entwicklung, die das Original auszeichneten, sucht man im Spin-off oft vergeblich

Die Rituale wie etwa die Stammbar „Sid’s“, bleiben ebenfalls nur Staffage; ein neues MacLaren’s entsteht hier nicht. Selbst atmosphärisch merkt man den Unterschied sofort: Die Sets wirken bei HIMYF künstlich, fast steril. Wo HIMYM mit kleinen Details, einer fast schon heimeligen Kneipenatmosphäre und markanten Nebenfiguren punktete, wirken die Kulissen bei HIMYF wie generische Studiobauten. Die Kamera bleibt selten stehen, Schnitt und Inszenierung wirken unruhig; man will moderne Sitcom sein, wirkt aber vor allem wie ein Reboot ohne Herz. Wenig unerwartet kam dann auch die Meldung, nach dem Ende der zweiten Staffel, dass die Serie eingestellt worden ist. Was vielleicht kein großer Verlust allgemein zu sein scheint, ist dennoch schade, denn bei all der Kritik, konnte die Serie immerhin ganz gut als Hintergrundrauschen oder Nebenhergeplänkel laufen, hatte ein paar nette Gags und ein Cast, der zumindest das Potential hatte sich zu entwickeln, zudem werden wir nie erfahren, wer denn nun der Vater von Sophies Sohn ist; wie ich offene Enden hasse.

Der Zauber bleibt unerreicht

How I Met Your Father sollte ein modernes Update werden, doch letztlich bleibt es nur eine Checkliste bekannter Motive ohne Seele. Vielleicht bin ich auch einfach nur die falsche Zielgruppe oder aber, und das glaube ich eher, braucht es manchmal einfach den Mut, eine Geschichte enden zu lassen, wenn sie (fast) perfekt zuende erzählt wurde. Ich für meinen Teil finde es zwar schade, dass HIMYF nicht anknüpfen konnte an das, was HIMYM ausmachte, aber es erinnert mich auch daran, dass ich bald mal wieder im MacLaren’s Pub bei alten Freunden vorbeischauen sollte.

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