Elio – Farbenfrohes Weltraumabenteuer mit Herz

Wie bereits in meiner 28 Years Later-Kritik erwähnt, habe ich mir vor kurzem den neuesten Disney Pixar Film Elio angesehen und wollte darüber noch ein paar Worte mehr verlieren. Hier also meine Gedanken zu dem neuen Animationsfilm aus dem Haus der Maus. So richtig gut beworben wurde Elio zumindest bei uns nicht. Vor Schneewittchen lief eine recht lange Sequenz als Teaser, ansonsten gab es nur einen Trailer, der auch nicht permanent rauf und runter gespielt wurde. So richtig wusste ich also auch nicht, worum es geht, dennoch war es für mich als alter Pixar-Fan ein no Brainer für diesen Streifen ins Kino zu rennen. Erwartungen hatte ich darum aber zum Glück eher keine. Am Ende saß ich dann aber doch mit einem breiten Grinsen und einer wohligen Wärem in meiner Brust im Kino, überrascht davon, wie unterhaltsam und visuell gelungen das neueste Abenteuer von den Köpfen hinter Filmen wie Coco und Rot geraten ist. Vorweg, Elio ist sicher kein Meisterwerk wie Coco, er fühlte sich erfrischend lebendig, modern und emotional ehrlich an.
Ein kleiner Junge und das große Universum
Im Mittelpunkt steht der elfjährige Elio Solis, ein verträumter Einzelgänger, der nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante auf einem Militärstützpunkt aufwächst. Durch eine kuriose Verwechslung landet er mitten in der intergalaktischen Kommuniverse und wird dort prompt für den offiziellen Botschafter der Erde gehalten. Was folgt, ist ein klassisches Fish-out-of-Water-Abenteuer, das gleichzeitig Elio auf eine Reise zu sich selbst schickt.
Besonders mochte ich, wie natürlich die Diversität des Films eingebaut ist. Nichts daran wirkt bemüht oder gewollt, sie ist einfach da, als selbstverständlicher Teil dieser Welt. Das fühlt sich angenehm leicht an, gerade im Vergleich zu vielen anderen Produktionen, die das Thema wie einen Pflichtpunkt auf der Checkliste abarbeiten.
Eastereggs und mehr
Die große Stärke des Films ist ohne Zweifel seine visuelle Gestaltung. Das Kommuniverse ist ein echter Hingucker. Farbenfroh, verspielt, gleichzeitig vertraut und fremd. Ich mochte den Mix aus klassischer Sci-Fi, kindlichem Entdeckergeist und diesen kleinen, absurden Details, für die Pixar bekannt ist. Glordon, ein junger Alien, der sich mit Elio anfreundet, ist dabei nicht nur comic relief, sondern ein echter Sympathieträger, mit glaubwürdigen inneren Konflikten.
Auch sonst gibt’s wieder jede Menge versteckte Hinweise für Fans. Der Pizza-Planet-Truck aus Toy Story hat natürlich seinen Auftritt, ein X-Files-Poster hängt im Hintergrund, und irgendwo versteckt sich wohl schon ein Charakter aus dem nächsten Pixar-Film Hoppers, den ich selber nicht gesehen habe. Solche kleinen Spielereien lockern den Film auf und machen ihn beim zweiten Ansehen bestimmt noch mal interessanter. Schade eigentlich nur, dass wenn man schon im Weltall ist, weder Buzz Lightyear noch General Zurg irgendwo zu sehen waren.
Ein weiteres kleines Schmankerl findet recht am Anfang des Films im Luft- und Raumfahrtmuseum statt. Es gibt ein Exponat über die NASA-Raumsonde Voyager. Die Stimme in der Aufnahme, die über das Entdecken von „weit erntfernten Welten“ spricht, gehört Kate Mulgrew, der originalen Captain Kathryn Janeway aus „Star Trek: Voyager“ bzw. in der deutschen Fassung, die ich gesehen habe, von Gertie Honeck der deutschen Synychronstimme der US-Amerikanerin.
Stärken und Schwächen in Balance
Elio wird wohl kein großer Gamechanger sein und das will er meiner Meinung nach auch nicht. Die Handlung ist für die großen Plotpoints recht vorhersehbar und läuft nach bewährten Pixar-Mustern ab. Das ist aber nicht zwingend schlecht, gerade für das junge Zielpublikum. Elio selbst ist zu Beginn kein einfacher Sympathieträger, was zwar nervig sein kann, aber letztlich sogar erfrischend war. Er ist nicht der klassische Held, sondern jemand, der erst lernen muss, sich anderen zu öffnen, sich selbst zu akzeptieren und Vertrauen zu fassen. Seine Entwicklung ist nachvollziehbar, auch wenn sie dramaturgisch wenig neue Wege geht.
Weniger gelungen fand ich die Nebenfiguren. Tante Olga, die zwar liebevoll, aber oft überfordert wirkt, bleibt letztlich genauso eindimensional wie Figuren wie Lord Grigon oder Ambassador Questa. Man versteht ihre Funktion im Plot, aber sie bekommen wenig Raum, um darüber hinaus zu wirken. Das ist schade, weil sie eigentlich so viel Potenzial gehabt hätten.
Auch das Erzähltempo hätte an einigen Stellen etwas mehr Feingefühl vertragen. Die Geschichte springt teils zu schnell von Szene zu Szene, wodurch kaum Zeit bleibt, bestimmte Bilder oder Stimmungen auf sich wirken zu lassen. Gerade emotionalen Momenten fehlt dadurch manchmal der Raum, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Fazit
Elio ist ein schöner, herzerwärmender Familienfilm, der besonders visuell und atmosphärisch überzeugt. Er erzählt eine Geschichte über Außenseitertum, Freundschaft und das Gefühl, irgendwo da draußen vielleicht doch seinen Platz zu finden. Kein neuer Meilenstein für Pixar, aber ein sympathisches modernes Märchen mit Gefühl, Fantasie und einem klaren Herzen am rechten Fleck und eine Liebeserklärung an das Sci-Fi-Genre.
Ich hätte mir gewünscht, ihn im IMAX sehen zu können, die knalligen Farben und die kreativen Alien-Designs und die 3D-Effekte hätten auf der großen Leinwand sicher noch besser gewirkt. Aber auch so ist Elio ein empfehlenswerter Ausflug ins All, der für einen Abend genau das Richtige ist, kurzweilig, warmherzig und charmant.
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