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Tjorben
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Drachenzähmen Live gemacht

Live-Action-Remakes haben heutzutage meist einen schweren Stand. Sie scheinen sich zwischen zwei Polen zu konzentrieren. Entweder klammern sie sich sklavisch an ihre Vorlage, ohne etwas Eigenes zu bieten oder sie modernisieren so aggressiv, dass vom ursprünglichen Charme kaum etwas bleibt. Doch Drachenzähmen leicht gemacht gelingt ein seltener Spagat. Es bleibt dem Original absolut treu und kopiert dabei die meisten Szenen sogar 1:1 und dennoch hat man nicht das Gefühl, etwas wiederaufgewärmtes, sondern etwas Neues zu sehen. Verändert wurde nur das Nötigste, dafür aber mit Bedacht. Und vor allem sieht der Film dabei einfach verdammt gut aus.
Allein visuell ist dieses Remake ein echtes Highlight. Die Welt von Berk wurde detailverliebt in beeindruckende Kulissen übertragen, die Drachen wirken greifbar, lebendig und dennoch behalten sie ihren comichaften Loog der Animationsfilme bei. Der Star ohne Wenn und aber ist aber natürlich wieder Ohnezahn, denn er ist schlichtweg perfekt getroffen. Sein Look ist nicht nur nahezu identisch mit dem Original, sondern schafft es sogar, durch die realistische Textur und Mimik neue Nuancen ins Spiel zu bringen. Ohne ein Wort zu sagen, gelingt es diesem digitalen Wesen, mehr Emotionen zu transportieren als so manchem menschlichen Darsteller in vergleichbaren Produktionen. Die Beziehung zwischen Hicks und Ohnezahn ist das Herzstück des Films, und sie funktioniert hier genauso gut wie vor über zehn Jahren im Animationsfil, vielleicht sogar noch besser.

Ein großer Teil dieses Erfolgs ist auch der Besetzung zu verdanken. Mason Thames übernimmt die Rolle des jungen Hicks und schafft es, sowohl die verletzliche Unsicherheit als auch die Entschlossenheit seines Charakters authentisch darzustellen. Seine Körpersprache erinnert in vielen Momenten an das animierte Vorbild. Auch optisch passt er hervorragend ins Bild, ohne wie ein Abziehbild zu wirken. Astrid wird von Nico Parker gespielt, die mit Natürlichkeit und Stärke überzeugt. Ihre Darstellung bringt frischen Wind, ohne die Figur neu zu erfinden. Dass Astrid hier keine blonde, hellhäutige Kriegerin mehr ist, fällt nur dann auf, wenn man es unbedingt zum Thema machen will. Im Film selbst spielt es keine Rolle. Sie ist Astrid und das reicht. Genau so funktioniert Diversität, wenn sie organisch gedacht ist und nicht erzwungen wirkt.
Richtig spannend wird es bei Gerard Butler, der im Animationsfilm bereits Hicks‘ Vater Haudrauf die Stimme lieh. Im Remake steht er nun tatsächlich vor der Kamera und verkörpert dieselbe Figur mit vollem Körpereinsatz. Dass seine Präsenz dabei nicht nur nostalgisch, sondern auch erzählerisch stimmig wirkt, ist eine der charmantesten Entscheidungen des Films. Es ist fast so, als wäre er immer schon für die Rolle vor der Kamera bestimmt gewesen. Auch die übrigen Rollen wurden sorgfältig besetzt, Nick Frost als Grobian bringt genau das richtige Maß an trockener Autorität und liebevoller Strenge mit, während Julian Dennison als Fischbein und Gabriel Howell als Rotzbakke den Ton der Vorlage genau so gut einfangen wie die beiden Zwillinge Raffnuss und Taffnuss, wobei die Beiden quasi eine Art Body Swap hinter sich haben.

Was das Remake dabei von vielen aktuellen Neuverfilmungen abhebt, ist die Zurückhaltung. Es gibt keine überambitionierten Nebenplots, keine künstlich aufgeblähten Erklärungen und vor allem keine krampfhaften Versuche, die Geschichte ins Jahr 2025 zu zerren. Es ist dieselbe Geschichte, mit denselben Figuren, denselben Konflikten, demselben Herz. Und trotzdem wirkt alles etwas runder, etwas reifer, etwas echter.
Natürlich gibt es kleinere Änderungen, ein paar neue Übergänge, leicht angepasste Dialoge, und hier und da wurde etwas gerafft, entzerrt oder umarrangiert. Doch nichts davon fällt negativ auf. Es sind Detailkorrekturen, die sich nahtlos einfügen. Wer den Originalfilm kennt, wird sich in vielen Szenen fast zuhause fühlen, ohne das Gefühl zu haben, etwas bloß Aufgewärmtes zu sehen.
Unterm Strich bleibt ein Film, der in seiner Schlichtheit überzeugt. Kein lautes Statement, kein verkopftes Rebranding. Einfach eine gute Geschichte, handwerklich stark umgesetzt, mit einem Cast, der funktioniert, und einem Look, der beeindruckt. Dass dabei das emotionale Zentrum nie aus dem Blick gerät, macht dieses Remake zu einem der besten seiner Art.
Es ist vielleicht nicht mutig, aber manchmal ist genau das die mutigste Entscheidung.
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