The Jungle Book
Probiers mal mit 3D Animation, mit Green Screen und 3D Animation und schmeiß die alten Stifte über Board, ja wohl! Vielleicht nicht der beste Reim, aber so in etwa muss sich Jon Favreau, der unter anderem auch für die Iron Man Filme schon als Regisseur hinter der Kamera stand, das gedacht haben. Ob die “Realverfilmung”, sofern man einen Produktion die zu 95% digital erschaffen wurde überhaupt so nennen mag, lohnt oder ob ihr euch lieber Disneys Zeichentrickklassiker aus dem Jahre 1967 noch mal ansehen solltet, erfahrt ihr hier.
Die Geschichte um Mogli, hier gespielt von Neel Sethi, wurde nur leicht modifiziert, vielleicht aber auch gar nicht, da ich eben nur das “Disney Original”, nicht aber die Bücher kenne. Als Findelkind vom Puma Baghira gefunden und von einem Wolfsrudel groß gezogen, soll der Junge, nicht zuletzt durch den auf das Rudel aufgebauten Druck von Shir Khan, wieder zu Seinesgleichen zurück kehren. Unterstützt und beschützt durch Baghira und Balu trifft der Junge dabei auf diverse Geschöpfe des Dschungels. Mit dabei die überaus gerissene Riesenschlange Kaa, der nach Macht gierende King Louie und seine Affenarmee sowie die altehrwürdige Elefantenherde. Am Ende muss sich Mogli natürlich wieder dem Erzfeind seines Rudels und der einzigen Gefahr für den Frieden im Dschungel, Shir Khan stellen.
Abgesehen von der Story war der Film einfach unerwartet gut, womit ich nicht sagen will, dass die Geschichte schlecht war, nein keinesfalls, sondern dass sie im Grunde genommen nichts neues mehr war. Aber gerade weil man die Story bereits kannte, musste Favreau ein besonderes Augenmerk darauf legen und das hat er in meinen Augen auch geschafft. Es gab reichlich gute Unterhaltung, ein paar Ah- und Oh-Momente und einen gut erkennbaren roten Faden. Jetzt aber zum eigentlichen Highlight. Die Optik. Der Film ist wie bereits erwähnt fast ausschließlich im Computer entstanden. Sethi spielte meist komplett allein vor dem Green Screen nur mit rudimentären teilen der Kulisse. Die Animationen waren teilweise wirklich atemberaubend gut. Einen solchen Detailgrad und eine so lebendig wirkende Welt habe ich in noch keinem voll animierten Film gesehen. Bei manchen Szenen kann man gar nicht glauben, dass das gezeigte nur digital sein soll. Dazu zählen beispielsweise die Bewegungen der Tiere, das samtartig schimmernde Fell des Pumas oder das unendlich flauschige wirkende Fell von Balu, aber auch das Wasser, die Pflanzenwelt und die für mich durch aus realistisch erscheinende Wasserphysik. Die Soundkulisse überzeugt ebenfalls, so hat man oftmals das Gefühl mitten im Dschungel zu sein. Untermalt wird die Szenerie oftmals von orchestralen Re-Arrangements der alten Songs aus dem Dschungelbuch von 1967.
Sethi, der als Mogli seine erste große Rolle spielt und eigentlich ohne echte Partner vor der Kamera stand macht seine Sache ganz gut. Zudem ist es mal wieder die Liebe zum Detail, die hilft ihm seine Rolle abzunehmen. Denn im Verlauf des Film bekommt er immer wieder neue Schrammen, Kratzer und Narben hinzugefügt, die er über den Film hinweg behält. Wenn man mich nun nach negativ Punkten fragt muss ich zum einen die Synchronisation nennen. Sie ist keines Falls schlecht nur die Wahl der Stimmen zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig, besonders dann, wenn Balu sich nicht mehr wie Balu und Baghira nicht mehr wie Baghira anhört. In der englischen Fassung wurden für die tierischen Charaktere Sprecher wie Bill Murray, Scarlett Johansson oder Ben Kingsley gewählt, anstatt deren deutsche Synchronsprecher zu verpflichten hat Disney Deutschland sich in der hiesigen Fassung für Schauspieler wie Armin Rohde, Jessica Schwarz und Joachim Król entschieden. Christian Berkel, der King Louie spricht, ist in der deutschen Version für mich zwar kein Totalausfall, aber kurz davor. Ich finde die Stimme passt einfach gar nicht; nicht zur Optik des imposanten Affen und nicht zum Auftreten. Zum anderen, um auch direkt bei King Louie zu bleiben, fand ich die Gesangseinlage des Affenkönigs wirklich etwas daneben. Sie passte einfach nicht ins Gesamtbild und wirkte völlig unangebracht. Hier wollte man wohl einfach zu sehr die Verbindung zum Zeichentrick erzwingen. Trotz der einzigartigen Animationen bietet auch dieser Film im 3D-Modus keinen Mehrwert. Ja, man hat hier und da einen netten Tiefeneffekt, aber das war es dann auch. Zuletzt hätte die Beleuchtung vielleicht einen Ticken besser sein können und das ist jetzt wirklich jammern auf extrem hohen Niveau, doch manchmal wirkte Mogli etwas herausgestellt aus seiner Umgebung.
tl;dr
Tolle Neuinterpretation eines Klassikers mit herausragender Animationstechnik, die wohl für einige Zeit als der gültige Maßstab gelten wird und kleinen Abstrichen in der B-Note.
Meine Wertung: 8/10
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